Montag, 14. November 2011

Sie redet Klartext: Lenda Murray


Lenda Murray gehört fraglos zu den besten Bodybuilderinnen aller Zeiten. Die Afro-Amerikanerin aus Michigan mit dem super-symmetrischen, von klaren Linien gekennzeichneten Muskelbody und dem elegant-schönen Gesicht hat insgesamt acht Ms-Olympia-Titel eingefahren. Das ist ein Rekord. 


Ihr Körperbau mit den breiten Schultern und dem enorm ausladenden Rücken über der schmalen Taille und den dazu passenden starken Beinen setzte bis heute Maßstäbe im Frauenbodybuilding.

Heute mit ihrem Mann Urel McGill in Kalifornien wohnhaft, ist Lenda Murray dem BB immer noch verbunden. Allerdings nicht mehr als Aktive, aber als TV-Kommentatorin ebenso wie als Promotorin und Veranstalterin. Zusammen mit ihrem Mann, einem Ex-Master Sergeant des U.S. Marine Corps und ausgewiesenem Fitness-Spezialisten,gründete sie die "Operation Boot Camp".
  
Darüberhinaus ist sie jemand, der offen redet. So hat sie vor einigen Jahren ein Interview gegeben, das auch mal einen sehr deutlichen Blick hinter die Fassade gestattet – im folgenden die Übersetzung (das englischsprachige Original steht hier).

Zum besseren Verständnis noch einige Eckdaten. Lenda Murray wurde 1962 in Detroit geboren. In ihrem Heimatstaat Michigan hat sie als Läuferin wie als Cheerleader brilliert (außerdem erwarb sie einen Uni-Abschluss in Politikwissenschaften). Ernsthaft mit dem Bodybuilding begann sie 1985. Sie gewann 1990 bis 1995 die Ms O in Folge, unterlag dann zweimal Kim Chizevsky. Dann erklärte sie ihren Rücktritt. Jedoch nur vorläufig. Denn 2002 war sie wieder da und holte sich den Titel erneut, ebenso im Jahr darauf. 2004 siegte sie in der Schwergewichts-Klasse der Ms O. Dann ging sie erneut in die Ruhestand.

Für Fans wie mich sind diese Äußerungen von Lenda Murray ein sehr knapp formulierter, aber sehr mutiger, weil schonungslos offener Einblick in die tatsächliche Seele einer Bodybuilderin. Diese Sätze bilden den Beleg dafür, dass die von Burschen wie mir so vergötterten Muskelmaedels nämlich Menschen sind wie wir alle, mit allem Positiven und Negativen. Daran sollte man sich ab und zu mal selber erinnern, ehe man jemanden auf ein Podest stellt, auf das der (oder besser die) gar nicht hinauf will ...

Also, nun sei Lenda Murray das Wort überlassen:


„Ich wuchs in der wirklich rauen South Side von Detroit auf, als ältestes von sechs Mädchen. Ich wurde in Schlägereien verwickelt, und das war – beinahe – normal für Detroit. Du warst gezwungen, dich selbst zu verteidigen. Wenn du das aber ein paar Mal getan hattest, dann wussten die Leute, dass man sich besser nicht mit dir anlegen sollte.

Da ist etwas, was ich nie öffentlich gemacht habe: Ich wurde mit 15 Jahren schwanger. Das war wirklich schlimm für mich, weil ich offenkundig das Kind nicht bekommen habe. Aber danach beschloss ich, den Kurs meines Lebens zu ändern, und begann, Sport zu treiben.

Cheerleading änderte mein Leben.

Meine Cheerleading-Trainerin war für mich wie eine Mutter. Sie ließ keine Unordnung zu. Sie verlangte, dass ich gute Noten schaffen müsse, um ins Team zu kommen. Und so kam es schließlich, dass ich hineinkam und aufs College ging.

Mein Traum war es, ein Cheerleader der Dallas Cowboys [= texanischer Football-Clubzu werden. Aber ich hatte natürlich den Körperbau einer Sprinterin oder Turnerin. Folglich verbrachte ich einen Gutteil meiner Zeit im Gym mit dem Versuch, einiges an Muskeln loszuwerden. Ich traf da einige Profi-Bodybuilder. Sie sagten, ich hätte das Zeug zur Bodybuilderin, aber das war nicht meine Sache. Es sah langweilig aus! In Dallas schaffte ich es unter die letzten 45 Mädchen, aber ich fühlte mich körperlich furchtbar. Und als die Trainerin mir sagte, sie wolle mich sogar noch schlanker, da wusste ich, das [Profi-Cheerleading] ist nichts für mich. Ich fuhr heim und begann, wie eine Bodybuilderin zu trainieren.

Ich bekomme immer noch einen Spagat hin.


Meine erster Bodybuilding-Auftritt war eine Katastrophe! Ich nahm die Diät nicht ernst, verstand nicht den Unterschied zwischen Fettabbbau und Muskelabbau. Und ich verlor mein Top im Posedown!

Mein größtes Vorbild war zu Anfang Cory Everson. Ich sah ihren Body in einer Fernsehsendung namens „Body Shaping“. Ihre Kurven waren fantastisch.

Viele Leute nehmen an, Bodybuilderinnen seien lesbisch. Und deswegen versuchte ich zu Beginn meiner Karriere, mich um jeden Preis zu verheiraten. Es war, als sei ich auf einer Mission, befasst mit dem Versuch zu beweisen: „Schau her, ich bin eine Frau, ich bin verheiratet mit einem Ehemann.“


Von meinen acht Olympia-Siegen war der siebte der schönste. Ich kam nach einer langen Unterbrechung zurück, in besserer Form als je zuvor und siegte wieder im Alter von 40 Jahren. Es war eine andere Lenda Murray. Ich war gereifter, zuversichtlich und ich wusste genau, wie man Ms Olympia wird.

Meine Cheerleading-Erfahrungen halfen mir mit Bodybuilding. Ich wusste, wie wichtig das Äußere ist, Frisur und Makeup tipptopp und dabei immer lächeln – Cheerleaders lächeln oft! Ich war außerdem in der Lage, meinen Körper in einer anderen Art und Weise zu präsentieren und so meine Stärken herauszustreichen und meine Schwächen zu verbergen.

In den Wettkämpfen gibt es einige Frauen, die keine Bodybuilderinnen sein sollten. Manche eignen sich besser für’s Powerlifting (= Kraftdreikampf). Ich sage nicht, das Training mit Gewichten eigne sich nicht für sie – diese Art von Training eignet sich für jedermann. Aber wenn du Anabolika nehmen musst, weil du nur schwer Masse aufbaust, dann bist du im falschen Sport.


Ich schaffe beim Bankdrücken immer noch viermal 135 pounds (= 61 Kilo).

Als ich meinen dritten Ms-Olympia-Titel gewonnen hatte, da begann ich, den Spaß am Alkohol auf andere Weise zu entdecken. Ich begann, mich darauf zu stützen. Selbst in den Diätphasen hatte ich keinen Jieper auf Haferkekse, statt dessen hätte ich für einen Martini sterben können. Es wurde zu meinem kleinen dunklen Geheimnis. In diesem Jahr ging ich nun erstmals zu den Anonymen Alkoholikern und bin jetzt an einem wunderbaren Platz angelangt.“

Auch der berühmte Fantasy-Maler Boris Vallejo hat
Lenda Murray schon mit Pinsel und Farbe auf die
berühmte Leinwand gebannt ...

1 Kommentar:

  1. Anonym15/11/11

    Eine Klassefrau. Einfach zum Träumen. Man könnte sich direkt in sie verlieben.

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--- mattmuscle, der sich über möglichst viele sinnvolle Kommentare und Anmeldungen bei "Wer mitliest - die Muskelmaedel-Community" in der rechten Blog-Spalte freuen würde ...