Samstag, 21. Juli 2012

Iron Maidens - ohne Ton, aber ganz stark


Mit der Überschrift könnte man die Ankündigung für dieses Comic beschreiben - die Anklänge im Titel sind sicherlich mit Blick auf die legendäre britische Metal-Band gewählt; wobei deren Namen aber der "s" hinten an "Maiden" fehlt. Allerdings hat bei diesem Comic der Inhalt (falls es je einen gegeben hat) auch nichts mit Heavy-Metal-Musik zu tun: Es geht um vier Bodybuilderinnen, die zusammen mit einer ehemaligen Kampfsportausbilderin in New York (wo sonst) ihre Detektivagentur aufmachen. Und nun setzen sie sich ein für das Recht ein, helfen den Schwachen und Unterdrückten (gleich welchen Geschlechts). Denn: "Manchmal ist der beste Mann für einen Job eine Frau". Das Cover verkündet folgerichtig auch: "massenhaft muskelbepackter Spaß".

Liest sich gut, oder? Ich kann mich gut erinnern, seinerzeit (also gegen Ende der 1980er Jahre) die Anzeige für diese Bildergeschichte in einer Kraftsportzeitschrift gelesen zu haben. Damals aber war das noch nicht so einfach, etwas aus Übersee zu bestellen. Und so kam ich an das Ding nicht heran. Denn das hätte ich lesen wollen. Das hätte voll meinen hervorragend ausgebildeten Geschmack getroffen.

Nun, diese Ankündigung beweist auch, dass seinerzeit zumindest irgendwer glaubte, aus dem damals neuen Trend der Muskelmaedels comicmäßig Kapital schlagen zu können. Immerhin verewigte der Zeichner auch eine damals äußerst populäre Bodybuilderin aus Deutschland - Anja Langer, links. Und das in der typischen Pose der Schwäbin - ihre rechte Hüfte nach links geneigt, darüber eine einarmige Bizepspose, während der andere Arm zur Hüfte abgewinkelt und angespannt ist. Was die Schulter sehr breit wirken lässt und auch von vorn den Lat betont. Überhaupt sieht das Bild aus, als habe man das Vergleichsposing eines Wettkampfes in Tusche verewigt.


Prima gefallen hat mir schon damals das Logo mit der Hantel - das fand ich richtig cool. Überhaupt war die Zeichnung wirklich nicht schlecht. Kein Wunder: Das Ganze entstammt der Feder von Rich Buckler, einem 1949 geborenen amerikanischen Comic-Veteranen. Er hat für diverse Comic-Verlage gezeichnet - von "The Fantastic Four" über "Superman", "Jonah Hex" (damals noch in Weird Tales), "Doc Savage", "Vampire Tales" - schlicht alles von Superhelden-Stories über Gruselgeschichten bis hin zu Western und Krimis.

Das doppelte Wonderchen - oder Wonder
Woman mal zwei, und das in beiden
Fällen durchaus muskulös. Ein Cover,
das der Künstler Rich Buckler für
"DC Retroactive: Wonder Woman: The 80s"
gestaltet hat. 

Buckler hatte aber mancherorts nicht den besten Ruf - zeitweilig hieß es, er sei vor allem in seinen Anfängen ein "Swiper"gewesen. Mit "Swipe" bezeichnet man in dieser Welt das absichtliche Abkupfern eines Titelbildes, einer Comicseite oder eines -panels, ohne auf die Quelle zu verweisen. Buckler hat natürlich schon gegen diesen Plagiats-Vorwurf prozessiert. 

Was ihn aber nicht gehindert hat, insgesamt über 400 Geschichten zu zeichnen - ein stolzes Oeuvre. Er ist ein mehr als verdienter Veteran mit über 40 Jahren Berufserfahrung, der zudem ein bekanntes Lehrbuch für angehende Zeichner von Comic-Superhelden verfasst hat. Und der jemand ist, der im persönlichen Umgang mit seinen Fans als sehr nett gilt. (Erfolg hat halt immer Neider, dies zum einen, zum anderen: jeder Künstler steht sozusagen auf den Schultern eines älteren, ihm als Vorbild dienenden Kollegen - so fu***ng what?) Aktiv ist Buckler immer noch, neben Comics malt er auch Surrealistisches - hier geht's zu seiner Website: 
www.richbuckler.com


Wonder Woman in Acryl, von Rich Buckler:
Schwächlich sieht die Dame nicht aus...

Und 1985 zeichnete er auch "Iron Man" - vielleicht war das die Inspiration für "Iron Maidens". Die Geschichte sollte beim Solson-Verlag erscheinen. Hinter der Firma steckte kein Irgendwer - Gary Brodsky war der Sohn von Sol Brodsky, einem hohen Tier bei Marvel Comics (daher auch der Firmenname "Solson" , also: "Sohn von Sol"). Das Programm war vom Start weg, hm, ungewöhnlich. Es gab es so durchgeknallte Sachen wie "Reagan's Raiders" (da geht's um extra-patriotische Superhelden), "Solson Christmas Special: Samurai Santa" oder auch das "Teenage Mutant Ninja Turtles Martial Arts Training Manual" sowie jede Menge Bücher zum Zeichnen. Darunter auch solche, wie man sexy Geschäftsfrauen, erotische Hexen und lüsterne Vampirinnen zeichnet. Eigentlich ein Sortiment wie für mich gemacht ...


Das ganze war - wen wundert's - leider kein langfristiger Erfolg. Und so blieb auch die Story um die Detektiv-Bodybuilderinnen offensichtlich ein Projekt, das nie zur Umsetzung kam. Schade. Dabei habe ich damals schon alles vor mir gesehen - erst eine erfolgreiche Comic-Reihe und dann die Verfilmung. Am besten als TV-Serie à la "Drei Engel für Charlie" - das hätte die Chance geboten, sich wöchentlich via Fernseher an den fraglos sexy Muckis der Heldinnen zu erfreuen...


Wie gesagt, schade. Dennoch frage ich mich ab und zu, ob das Skript nicht noch in irgendeiner Schublade schlummert und noch eines Entdeckers harrt...

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