Samstag, 21. September 2013

Comics, Political Correctness + Muskelmaedels: einige unsortierte Gedanken ...


VORM LESEN: BITTE BEI DER UMFRAGE (läuft bis 27.9.'13) ABSTIMMEN - DANKE!


Da gibt es doch tatsächlich Leute, die im Internet darüber diskutieren, dass die Superheldinnen in den Comics immer unrealistischer werden würden. Superschlanke Beine, grazile Hüften, aber unglaublich prall ausladende Möpse, dabei sichtlich extrem sportlich und so was alles. Da würden, so die Argumentation, den Jugendlichen die falschen Leitbilder geliefert - den Jungen, weil sie demanch ihre Vostellungen von Weiblichkeit ableiten. Und den Mädchen, weil sie diesen Bildern nachzueifern versuchen. Ja, noch schlimmer, in den Comic-Büchern und -Heften seien die Anliegen des Feminismus verloren gegangen, und die übermäßige Sexualisierung der Heldinnen befremde die Frauen.



Ah ja. Natürlich sind die Figuren von Superheldinnen und -helden nicht so wie die des normalen Bürgers - das ist ein Grund dafür, warum es Superheldin heißt und nicht Normalfrau. Hier geht es um eine Idealisierung, nicht um die Abbildung der Realität. Es dreht sich um "Eskapismus", also um Flucht aus der Wirklichkeit und damit um etwas, das die Philosophen und Literaturtheoretiker vor gut einigen Jahrzehnten hingebungsvoll gegeißelt haben. Denn es würde ja nur die geknechteten Sklaven des kapitalistischen Systems kurzfristig über ihr kümmerliches Dasein hinwegtrösten und sie so wieder bereit machen, sich weiter ausbeuten zu lassen - das ist die zugegebenermaßen leicht polemische Kurzfassung dieser Ansicht, die sich natürlich auch auf den Sport erstreckte. Und jetzt sind es Feminismus und falsche Leitbilder, gegen die verstoßen wird respektive die da vermittelt werden.  

Hallo, Erde an alle anderen - geht's noch? Nicht jeder sitzt bequem im Lehnstuhl der frommen Denkungsart und kann - gegen Bezahlung und voll abgesichert - über den Sinn des Daseins sinnieren. Die meisten müssen statt dessen ran, wohl wissend, dass ihr Tun weit von dem weg ist, was man sich mal erträumt hatte. Und natürlich braucht es da ein Korrektiv, damit man bestehen kann - da liegt der eigentliche Sinn von aller Arten von Utopia. Und damit auch derjenige der Comics.
 
Was genau sollen solche Comics voller fliegender Männer und starker Frauen mit Wunderlassos? Ihr Zweck liegt natürlich haargenau in dem, was hier kritisiert wird. Es geht um reinrassige Traumbilder, um nichts anderes. Superheldinnen mit extremst knapp bekleideten Figuren, von denen Halbwüchsige und viele Erwachsene phantasieren - und natürlich wissen, dass das nicht real ist, aber beim "Was wäre wenn?" einen Heidenspaß macht. 



Wer das aber fürs wirkliche Leben hält, der hat natürlich einen Schlag weg. Der verwechselt auch die aufregenden und haarsträubenden Auto-Zertrümmerungsorgien in Manier von "Alarm für Cobra 11" mit dem tatsächlichen und großteils völlig langweiligen Alltag eines Polizisten. Will man sich den im Fernsehen angucken, sehen, wie er stundenlang Berichte tippt, Akten wälzt und sich mit Formalkram herumärgert, so wie wir anderen alle auch? Nein. Aber will man spannende Action mit symathischen Helden aus einem irgendwie unkaputtbaren Stoff, Helden, die jeden Autocrash dekorativ lädiert, aber nie ernsthaft verletzt überstehen und die das Böse immer klein halten. Auch wenn wir alle wissen, dass das in Wirklichkeit so nicht passiert (und es mindestens genauso spannend ist zu spekulieren, wie "die im Fernsehen" denn diesen oder jenen Stunt absolviert haben)? Klar!

Es ist aus meiner Sicht komplett abwegig und überflüssig, diesen Comics ihren mangelnden Realitätssinn, ihre betont sexualisierte Darstellung vorzuwerfen und permanent den Verstoß gegen den derzeitigen heiligen Gral der öffentlichen Meinung anzuprangern - die politische Korrektheit mit seiner Zweigrichtung des Feminismus. Ja, Herrgottsakra, die dicken Dinger der Superheldinnen SIND das, was ein Großteil der Kundschaft haben will. Und man halte die Teenager nicht für dööfer, als sie es sind (war ja auch mal einer!) - natürlich wissen die ganz genau, dass das Phantasie ist und nicht das Leben. Wir haben ja in dem Alter auch darüber geredet und uns auch schon mal über Batman und Spiderman und Wonder Woman lustig gemacht - aber die Hefte eben auch genossen. Zumal ja auch die an den Zeichner-Nachwuchs adressierten Comic-Lehrbücher klar darauf hinweisen, wo und warum man was übertrieben darzustellen hat und somit klarmachen, wo die Realität aufhört und die Fiktion beginnt.



Wenn man schon von Rollenmodellen redet, die den jungen Leuten viel näher sind, weil es offensichtlich und nicht zu leugnende Menschen sind und keine Comic-Figuren aus per PC-Programm kolorierter Tusche, dann sind das Models. Die laufenden Kleiderständer. Und die Wirkung der permanent propagierten Hungerhaken halte ich für viel gefährlicher als die der Comics - aber das ist ein anderes Thema undnicht das dieses Blogs.

Freilich fragt es sich, wie die Apostel der politischen Korrektheit auf das reagieren, was ICH will - nämlich Comics mit starken, muskulösen und sexy Heldinnen. Solche, deren kleidsame Spandex-Anzüge die gewaltigen Proportionen noch betonen und sie nicht kaschieren. Solche, die sich einen Spaß daraus machen, die Mannswelt zu vertrimmen und körperlich zu dominieren. Aber eigentlich interessiert mich die Antwort auf die Frage nach den Ansichten dieser PC-Jünger nicht - ICH habe das Recht auf MEINE Phantasiewelt. Und, ja, die ist entsprechend sexualisiert, da gibt es superstarke, supermuskulöse Frauen, die herzeigen, was sie haben, und tun was sie wollen, mit wem sie wollen. So what? 



Der Blick ins Internet mit entsprechenden Suchbegriffen im "Gockel" zeitigen übrigens auch eine Fülle entsprechender Ergebnisse. Sprich: Ich bin nicht allein - was wiederum eine Antwort auf eine andere Frage liefert: Es muss ja einen Grund dafür geben, warum so viele Jungen und Männer supermuskulöse Frauen mögen - und zwar mehr Männer und Jungen als früher. Das hängt sicher mit dem im vergangenen Jahrzehnt regelrecht explodierten Angebot an Fotos und Filmen zusammen, aber nicht nur. Es ist meiner Ansicht nach auch eine Auswirkung gesellschaftlicher Prozesse und damit das, was ich einmal psychoszial nennen will.

Also, eine Websuche mit Worten wie "hypermuscular woman" macht schnell klar, dass a) viel mehr Leute als auf den ersten Blick angenommen solche Heldinnen in den Comics wollen. Und b), dass das selbst am Mainstream der Superheldinnen-Comics vorbeigeht - und der ist aber das, worüber sich die obengenannten Stimmen ereifern. Und c) dass das ja dann eigentlich wieder pc sein müsste - was es aber nicht tut und worauf zumindest ich auch verzichten kann.

Nun, ich habe in diesem Blog mehr als einmal gegen sozialwissenschaftlichen Käse angeschrieben - und dazu zähle ich es auch, wenn man versucht, selbst die Fluchträume unserer Phantasie zu reglementieren und den Leuten ein schlechtes Gewissen einreden zu wollen, wenn sie sich einmal einigen Tagträumereien hingeben. Und zu diesen Tagträumereien gehört auch unser Faible für Muskelmaedels.

Und weil das so ist und weil der Mainstream das ignoriert, läuft derzeit übrigens auch hier diese Aktion namens "Hollywood Rewrite". Es ist nichts Großes oder gar Wichtiges, aber ich finde das einfach nur mal witzig. Das Anliegen: Sich einmal zu überlegen, wie ein Film wohl wäre, wenn mal eine großartige muskulöse Frau am Steuer wäre. Mit Geschichten, Animationen und Zeichnungen.

Mal gespannt, was da rauskommt.

Wie es wohl wäre, wenn Marion Ravenwood zum Tempel des Todes ginge, um Indiana Jones zu retten? Oder Conan beim Armdrücken gegen Red Sonja verliert? Wenn Catwoman die Stadt rettet, nicht aber Batman und Robin? Oder wenn Jane lässig einarmig an der Liane hängt, Tarzan im Arm? Und natürlich ist da immer die Frage danach, was geschähe, hätte Lois Lane Superkräfte und nicht Clark Kent ...

David C. Matthews und seine
Vorstellung der FBB Melissa Coates
als Supergirl: yummieeee..

Und weil ich eh ein Faible habe für Superhelden, die gerade mit extrem starken Frauen zu tun bekommen und bei denen sich die Verhältnisse ins Gegenteil kehren, habe ich dieses Posting auch zum Teil entsprechend illustriert - mit alten Covern, zeitgenössisch abgewandelt. Die Quelle davon entspringt hier. Viel Spaß beim Gucken!


2 Kommentare:

  1. Anonym22/9/13

    Super Thema. Auch mir liegt die Thematik, Superheld unterliegt Superheldin, am Herzen.
    Bei der Ausarbeitung meiner Fantasien in der Story "Superman's Nightmare" (kann man hier sehen http://peters1967.blogspot.de/2011/05/superman-nightmare.html) hatte ich dann auch noch an einer anderen Front zu kämpfen: Ich erhielt doch tatsächlich haufenweise Mails von aufgebrachten Superman-Fans. Wie konnte ich es nur wagen, ihre Ikone zum Spielzeug einer starken Schönheit werden zu lassen? Zugegeben - die Story trifft nicht jedermanns Geschmack. Aber mir (und wie ich aus anderen Mails erfahren habe, nicht nur mir) gefällts. :)

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  2. Ich bin bei der Sache etwas zwiegespalten. In zweierlei Hinsicht.

    Zum einen denke ich, dass an bestehenden Sachen nicht gerüttelt werden sollte.
    Wenn bei dA oder sonstwo jemand ein tolles Bild malt, eine Geschichte schreibt oder sich gar die Mühe macht einen kleinen Zeichentrick-/ 3D Render-Clip zu erschaffen, in dem z.B. nicht John McClane sondern Holly Gennaro die Bösen bekämpft, dabei vor Muskeln nur so strotz und die Jungs dann auch gar nicht mit Waffen zur Strecke bringt, sondern mit der Kraft ihrer Muskeln dann wäre das echt großartig.

    Aber ich würde kein Remake des Films sehen wollen, in dem das passiert.

    Und das gilt für alles bestehende. Keine muskelbepackte Carter, die in einem Remake der Stargate Serie, Jack, Daniel und Teal'c dominiert. Keine April, die die Turtles zu ihrem eigenen Schutz fertig macht und fesselt, bevor sie loszieht, Shredder und sein Gefolge zu besiegen. Keine Lois, die Superman aussehen lässt wie ein Kleinkind, das gegen einen Bodybuilder kämpft.

    Stattdessen wäre es mir lieber, wenn man neue Geschichten erfindet. Zum Beispiel eine Frau, die Superkräfte (und dazu passende Muskeln) verliehen bekommt, als ein Schurke (ebenfalls mit Superkräften, aber keine, die es mit ihren aufnehmen können) die Menschheit gefährdet. Die ihn dann bekämpft und besiegt und dabei Busse oder halbe Gebäude auf ihn wirft. Das als Film wäre toll.

    Oder einfach mal eine Rogue, die endlich mal superstark dargestellt wird. Nicht so wie in X-Men 1-3. Sondern so, wie man sie aus der 80er(?) Jahre Zeichentrickserie kennt.

    Womit ich bei dem zweiten Punkt wäre, bei dem ich zwiegespalten bin: Die Muskeln.

    Ich mag Muskeln. Ich liebe Muskeln. Ich steh auf Muskeln. Meinetwegen könnte Alina Popa, Julie Bourassa oder Colette Guimond eine Heldin mit Superkräften spielen.

    Es könnten für mich aber auch ebenso gut Dana Linn Bailey oder Jamie Eason sein.
    Oder um noch eine Schritt weiter zu gehen: Mir wären auch Summer Glau, Amber Heard oder Amanda Seyfried beispielsweise Recht als superstarke Heldin.

    Das liegt daran, dass die kräftemäßige Überlegenheit der Frau bei mir ein größerer Fetisch ist als der für Muskeln.

    Aber.....da Muskeln eben auch ein Fetisch von mir sind, wäre ich natürlich sehr einverstanden mit muskulösen Superheldinnen. Denn dann würden gleich beide Fetische bedient werden. :)

    Lange Rede, kurzer Sinn:
    Superkraft vor Muskeln, aber wenn beides geht, umso besser.

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--- mattmuscle, der sich über möglichst viele sinnvolle Kommentare und Anmeldungen bei "Wer mitliest - die Muskelmaedel-Community" in der rechten Blog-Spalte freuen würde ...