Sonntag, 13. November 2016

"Neues Schönheitsideal/Die Superweiber": Artikel bei SPON

Ah ja. Jetzt hat's auch "Der Spiegel" in Heft 45/2016 festgestellt, wie man hier nachlesen kann, zumindest in Form des Anreißers, ehe man dann bei Spiegel online auf den bezahlpflichtigen Rest des Artikels geleitet wird. Da ich das Heft dieser Tage eh bekommen sollte, werde ich nun nicht online auch noch berappen, muss also warten, bis ich Kritik äußern kann. Was ich tun kann, ist zu verlinken (siehe oben) und unabhängig vom Artiekltext meine Gednaken zu äußern.

Es geht um Frauen mit Muskeln, so weit nichts Neues, auch nicht im einstigen Sturmgeschütz der Demokratie, aber nunmehr versehen mit dem Etikett "neues Schänheitsideal". Also, Muskelmaedels als schön, nicht mehr als maskulin, dies der aktuelle Trend.

Der aktuelle Trend? Ich glaube, fitte Maedels waren schon im vergangenen halben Jahrhundert immer im Trend. Und damit meine ich nicht nur Action-Heldinnen à la Cynthia Rothrock oder Kathy Long, sondern die unzähligen Damen, die ihre Figur in zigtausenden von Fitnessstudios geformt haben, ohne dabei auf extremes Muskelwachstum zu setzen, sondern einfach darauf, die Segnungn moderaten Eisensports für sich selber zu nutzen. Und da waren auch durchaus richtig kräftige Damen drunter. "Kräftig" im Sinne von "kraftvoll" und nicht so, wie es die Modeindustrie benutzt, nämlich als Synonym für "adipös" oder schlicht "dick".

Jetzt aber geht es um richtig starke Frauen als Schönheitsideal. Solche, denen man ihr sportliches Treiben ansieht. Namentlich gehte es ums Crossfit, das mit einer Übungs- und Disziplinenmixtur den Körper allroundmäßig zu stählen verspricht, also mit einer Mischung aus aeroben und anerobem Tun, mit Elementen aus Schwer- und Leichtathletik sowie Turnen und Akrobatik. Es kommen dabei andere Körper heraus als beim Bodybuilding - weniger breit in Schultern und Rücken, dafür etwas kompakter in der Taille, aber bei den weiblichen Spitzenleuten immer noch so, dass der Laie sie für Muskelmaedels hält. 

Okay. Sicher ein Fortschritt zu den Tagen meiner Jugend, in denen man sich da noch für seine Vorliebe verstecken musste. Heute heißt es neudeutsch "strong is the new skinny" oder "strong is sexy" (letzteres von jeher MEINE These). Dass diese Bodies nun inzwischen allenthalben zu sehen sind, ob nun in Gestalt einer unübersehbar muskulösen TV-Moderatorin und vormaligen Kickboxmeisterin, oder ob in Form der tollen Bauchmuckis von Fernanda Brandão beim aktuellen TV-Tanzwettbewerb oder der entzückenden akrobatischen Blondine gestern abend beim "Supertalent", daran gewöhnt man sich so langsam. Freilich sind die Muckis dieser Maedels noch deutlich entfernt von dem, was heute als wirklich muskulös gilt, jedoch hätten sie vor dreißig Jahren damit mancherorts fraglos als Mannweiber gegolten.

Schon gut, dass sich die Zeiten ändern. Auch wenn ich mir dabei so ein bisschen vorkomme wie jemand, dessen als Geheimtipp geltendes Stammlokal mit einem Mal von aller Welt überlaufen wird und der sich das dann ob der plötzlich steigenden Preise selber nicht mehr leisten kann. Und der nun ausgeklammert wird, weil er als Fan von etwas bislang Geächtetem und nun als gesellschaftlich genehm Geadeltem irgendwie überflüssig ist und schräg angesehen wird ...


Und auf eins sei nur streiflichtartig verwiesen, nämlich auf die in diesem Blog (trrotz oder wegen meiner persönlichen Vorlieben) schon hinlänglich angerissenen Fragen nach Sexualisierung und Kommerzialisierung sowie die mit allen Schönheitsidealen zwanghaft einhergehenden und damit per se ungesunden  Gruppenzwänge. Falls sich das in dem Maß als gesallschaftliches Idealbild der neuen Frau durchswetzen sollte.    


Zumindest eins tue ich dann doch: Ich freue mich für all die Muskelmaedels, deren Tun nicht mehr gesellschaftlich abgestraft wird, sondern Anerkennung findet. Auch wenn "Der Spiegel" sicher ein Haar in der Suppe finden wird --- aber ich wollte ja (gegebenenfalls) erst unken, wenn ich den Text ganz gelesen habe ...