Freitag, 17. März 2017

Female Muscle Worship - was tut die Wissenschaft?


Okay, soweit isses noch nicht ganz...
Die nächsten drei Titel sind aber echt.
Wieso ich da noch nicht selber drauf gekommen bin --- ich meine diese mir neulich gestellte Frage:
"Hat sich die Wissenschaft eigentlich schon mal richtig methodisch mit "unserem" Thema befasst, also
mit der erotischen Anziehungskraft von Muskelmaedels
auf manche Männer?"

Ob's wohl was mit Armmuckis zu tun
hat, wie hier denjenigen von Avis Ware?
Die Antwort lautet: Na, ja, zumindest indirekt, das aber in zunehmender Weise. Der Aufhänger ist nämlich meist das Frauenbodybuilding per se, denn das ist wohl auch ohne Berücksichtigung der daran hängenden Fankultur wohl immer noch so besonders, dass sich die Beschäftigung lohnt: Frauen, die ihre Körper derart verändern, die ihre Muskeln so herausarbeiten, dass sie stärker sind und besser ausgebildet als selbst diejenigen der meisten Männer, da stellt sich für die Gesellschafts-, Geschlechts- und Seelenkundler halt die Sinnfrage. Aber darüber findet sich dann der wissenschaftliche Einstieg zu den Fans und allem, was nun mal damit zusammenhängt.



Als einer der ersten ist hier Dr. Niall Richardson von der Universität von Sussex zu nennen, der sich des Thema "Female Muscle Worship" mehrfach angenommen hat (überhaupt des Bodybuilding). Er selber beschreibt sein Interesse so: "Meine Forschungen fokussieren sich auf die Repräsentation des Geschlechts, der Sexualität und des Körpers in zeitgenössischen Film, Medien und der Popkultur. Besonders interessiere ich mich für die Darstellung von Minderheiten-Gruppierungen in Film und Medien."

2008 veröffentlichte Richardson sein Buch "Transgressive Bodies: Representations in Film and Popular Culture", in dem es ein Kapitel mit der Überschrift: "Flex Related! Hyper-Muscular Bodies: Resistance or Erotic Spectacle?" gibt. Und darin liefert er eine der ersten soziologisch-psychologisch wissenschaftlichen Arbeiten zu dem Thema. Vermutlich ist er der erste gewesen, der sich des Themas Frauenbodybuilding/Female Muscle Worship komplex angenommen hat.

Vier Jahre später erschien dazu ein eigener Aufsatz aus der Feder von Nicholas Chare: "Getting Hard: Female Bodybuilders and Muscle Worship", der veröffentlicht wurde innerhalb des von Adam Locks und Niall Richardson (da isser wieder!) herausgegebenen Buches "Critical Readings in Bodybuilding". Chare hat das Thema ganz am Rande auch gestreift in: "Sportswomen in Cinema: Film and the Frailty Myth".




Zu den neueren Werken gehört das im April 2013 publizierte Buch von Dr. Tanya Bunsell: "Strong and Hard Women: An Ethnography of Female Bodybuilding", hier sei vor allem auf das Kapitel "The 'Dark Side' of Female Bodybuilding" verwiesen --- als Apropos möchte ich vermerken, dass dieses Beispiel hübsch zeigt, wie sehr sich populäre Mythen und Formulierungen heutigentags in der Wissenschaft wiederfinden (hier "Die Dunkle Seite der Macht" aus "Krieg der Sterne"). Bunsell arbeitet dabei auch ganz aktuell heraus, welche wichtige Rolle das Internet beim Potenzieren des Muskelmaedel-Faibles oder -Fetisches und beim Selbstvermarkten der Muskelmaedels spielt.




Bei alldem geht es zuerst einmal um die üblichen Geschlechterrollenfragen, dann darum, warum das so ist mit den Muskelmaedels und warum sie tun, was sie tun, und wie sie diesen Lebensstil durchführen. Und über diese indirekte Linie kommt man dann auch zur Welt des den erotischen Subkulturen zugeordneten Female Muscle Worship, welches dann gerade bei Bunsell in allen Facetten dargestellt und ergründet wird. Das mag nun jedem halbwegs intelligenten Muskelmaedel-Fan mit einigermaßen geübter Fähigkeit zur Selbstreflektion und einem halbwegs funktionierenden und diesbezüglich öfters benutzten Internet-Zugang nicht gerade neu erscheinen, aber für die in wesentlich größeren Zyklen funktionierende und denkende Sozial-, Sexual- und Seelen-Wissenschaft ist das Thema sicherlich noch ganz, ganz neu.
 

Von ihr dominiert werden, während sie sich auf dir
spreizt und dir ihre überlegenen Muckis vorführt ...
Manches in den genannten Essays und Büchern (es gibt fraglos noch andere) wirkt daher auf den Insider in der Formulierung und Interpretation verzerrt, wenn nicht gar komisch. Der gute alte Freud wird ebenso bemüht wie die traditionellen Geschlechterrollen und die von ihnen abgeleitete Bewertung zwischenmenschlichen Zusammenlebens. Es finden sich aber auch neue soziologische Ansätze, bei denen diese Art erotischen Begehrens als Reaktion auf die heutige anonymisiert-städtische Lebenssweise, als Flucht aus der zunehmend immer stärker als durchrationalisiert empfundenen Wirklichkeit dargestellt wird. 

Ach ja, vor der Mucki-Herrin zu
knien, ihr untertänigst zu huldigen ...

Manches an diesen Thesen wirkt auf den wissenschftlich vorbelasteten Muskelmaedels-Fan nervig, wie etwa der derzeit modische Hang, solche Forschungen stets unter dem Label "Gender Studies" durchzuführen. Das ist dann - ich pauschaliere, vielleicht unzulässig - ungefähr so sinnstiftend, wie das ehedem im Ostblock übliche Vorgehen, fast jede wissenschaftliche Arbeit unter marxistisch-leninistischen Blickwinkel zu stellen. Oder das Vorgehen der deutschen Literturwissenschaft, die lange nicht ohne selbstzerfleischenden methodenkritischen Ansatz auszukommen glaubte.

Ihre Muckis auf dir ...
So. Wer da mehr wissen will: Die Bücher gibt's bei den einschlägigen Web-Versendern, auch als E-Book. Und falls nun ein Wissenschaftler teutonischer Zunge sich des Themas bemächtigen will und eine Web-Recherche anstellt und dann auch hier bei muskelmaedels.blogspot.de reinstolpern sollte: Zitieren darf man gerne und ausführlich, aber bitte nicht in einer Art und Weise, die durch einen ehemaligen deutschen Verteidigungsminister zu unrühmlicher Bekanntheit gekommen ist! Ansonsten gibt's ja immer die Schangse zur Kontaktaufnahme mittels der im Blog genannten Elektro-Post-Adresse (ganz oben rechts).

Dieser Blick, dazu DER Arm, da muss man ja ...