Freitag, 17. November 2006

Sexy Muckimaedel von Anno dazumal


Frauen mit starken Muskeln gibt es nicht erst seit heute. Doch früher fand man sie meist in Kreisen von Zirkus- und Varietéleuten. Das gilt auch für die Amerikanerin Laverie Cooper, die von 1875 bis 1949 lebte und unter dem Pseudonym »Charmion« als Künstlerin in den damals sehr populären »Vaudeville«-Shows sowie als Trapezartistin arbeitete. Sie gilt als eine der Erfinderinnen des Striptease. Zudem war sie wohl extrem gut durchtrainiert und sehr stolz auf ihre Muskeln, wie mehrere Photographien aus der Zeit um 1900 beweisen. Dazu zählt auch diese hier. Das sind ja wohl prächtige Arme, oder?

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Zu Charmion erschien der folgende Text 3. September 1898 in "Pick-Me-Up", London. Der hat zwar nichts mit starken, sexy Bizeps zu tun, doch ist er in dem für die Zeit typischen, heute unnahmlichen Duktus geschrieben, den man(n) gern wählte, wenn es um Anzügliches ging. Daher sei er hier erstmals in (hoffentlich) korrekter und adäquater Übersetzung wiedergegeben:


»Als sie Nr. 10 gekündigt hatten, sah ich anhand des Programms, dass sich das auf »Charmion, the Sensational Trapeze Artiste« bezog. Ein Trapez und ein Netz wurden auf der Bühne errichtet, und wir saßen und warteten auf »Charmion«. Dann ging eine Dame, angetan mit gewöhnlicher Kleidung und mit ihrem geöffneten Schirm, zu den Kulissen hinüber und schaute sich um. Niemand schien zu wissen, um wen es sich da handeln könnte, und ich muß ehrlicherweise zugeben, dass ich in dem Moment annahm, es sei recht sorglos von der Varieté-Verwaltung, in dieser Weise nicht dazu berechtigte Personen bei geöffnetem Vorhang über die Bühne spazieren zu lassen. Die Dame blickte zu uns, dann zum Trapez, und dann stieg sie mit kühler Überlegung über eine Leiter ins Netz und schickte sich an, zu der Trapezstange hochzuklettern. Schon erwartete ich jemanden auf die Bühne eilen und die fremde Dame hinauswerfen zu sehen; aber ihr wurde gestattet, ihre absurden Versuche fortzusetzen, und das in einem Hut aus der Bond Street und einem dazu passenden Kleid.

Auf einmal beschlich die Dame eine Idee, und die führte sie aus, ehe ich Zeit zu einem Protest finden konnte. Sie streifte mit völliger Selbstverständlichkeit die obere Hälfte ihrer Bekleidung ab, in der Annahme, dass sie ohne diese besser schwingen könne. Doch als sie feststellte, dass noch ihre Röcke ihre Bewegungsfreiheit einengten, da blickte sie diese reumütig an, ehe ein Blick zur Galerie folgte, um festzustellen, ob irgendjemand zuschaute. Sogleich ging sie soweit ihre Hände hinter ihre Taille zu bringen und sie mit allerlei mysteriösen Taten wie Aufhaken oder Aufschnüren zu beschäftigen; und inmitten dieser Beschäftigung hielt sie inne und blickte um sich, als ob sie den Eindruck gewänne, ihr Handeln möge vielleicht ein klein wenig ordnungswidrig sein. Genau in dem Moment rief ein Herr auf der Galerie ermutigend aus: »Machen Sie weiter, stören Sie sich nicht an uns!« Und das setzte die Dame mit einem Schlag in Bewegung. Sie löste sozusagen ihre Vertäung, und als ihr Rock von ihr ab- und in das Netz unter ihr fiel, begann sie sich mit ihrer Korsage zu beschäftigen.

In diesem Augenblick erhob ich mich und teilte der Dame mit den Programmen mit, ich würde jetzt losgehen um den Impresario zu sprechen. Ich erzählte ihr, dass ich allein in London sei, und dass ich sehr anständig erzogen worden sei und nicht an solch eine Sache gewöhnt sei. In dem Moment kam allerdings das Korsett frei, und weil da nur eine Art weiße Bekleidung und eine Hose zum Loswerden übrig blieb, dachte ich, ich können nun genauso gut bleiben und die Show zu Ende ansehen, so dass ich hinter wüsste, von was ich da rede, wenn da hinterher die Rede einmal auf das Thema kommen sollte. Es zeigte sich, dass diese Lady Charmion selbst war, und sie hatte sich auf die fröhliche Idee verlegt, ihre gewandte Trapez-Vorführung mit einer Lektion in Sachen Garderobe zu ergänzen, zweifelsohne mit der wohltätigen Absicht, den anwesenden jungen Männern zu zeigen, was eine Dame trägt und wie sie es ablägt, wenn sie sich anschickt, ein Bad zu nehmen. Ich fühle mich verpflichtet zu sagen, dass ich einen Bekleidungsartikel vermisste, den Charmion an diesem Abend nicht abnahm. Ich gebe nicht vor, mich allzu gut damit auszukennen, verständlicherweise, doch ich diese Dinge in den Vorstädten auf den Wäscheleinen hängen sehen, und weiß, soweit ich es mitbekommen habe, dass sie mehr oder weniger grundlegende Elemente der weiblichen Garderobe darstellen.«

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