Freitag, 19. Juni 2015

Lynn McCrossin 1958-2015


Es läuft gerade im Internet um: Die amerikanische Bodybuilderin Lynn McCrossin ist tot. Und weil ich ein Fan bin, schreibe ich einen kleinen Nachruf, versehen mit einigen Fotos jener Art, mit denen sie sich gern ihren Fans in der ganzen Welt präsentiert hat.

Geboren in Maine (das ist dort, wo Stephen King herkommt und wo die meisten seiner Bücher spielen), war es seit einigen Jahren recht still um sie geworden. Ihre Facebook-Seite beispielsweise hat seit 2012 kein Update mehr erfahren. Das genaue Datum ihres Todes ist mir noch nicht bekannt - jedenfalls hätte sie am 15. Juni Geburtstag gehabt. 



Sportlich konnte Lynn McCrossin auf eine beeindruckende Bodybuilding-Wettkampfkarriere zurückblicken:
AAU 1984 Ms.Old Orchard Beach Gesamtsieg
AAU 1985 Ms.Maine 2.Platz Leichtgewicht
AAU 1985 Ms.Northern New England Gesamtsieg
AAU 1985 Ms.East Coast 1. Platz Leichtgewicht
AAU 1985 Ms.North East Gesamtsieg
AAU 1985 Maine Muscle Classic Gesamtsieg
AAU 1985 Ms.North America 1. Platz Leichtgewicht
NPC 1986 New England’s 2. Platz Leichtgewicht
NPC 1986 South Jersey 3. Platz Leichtgewicht
NPC 1994 Ms.Maine 2. Platz Leichtgewicht
NPC 1995 Ms.Old Orchard Beach 2nd place lightweight
NPC 1997 Ms.Maine Gesamtsieg
NPC 1997 Ms.New England Gesamtsieg
NPC 1997 Nationals 8th Place lightweight
NPC 1998 USA 11. Platz Leichtgewicht
NPC 1998 Nationals 8. Platz Leichtgewicht


Die älteren Fans kennen die Frau mit den dunklen Augen und der - trotz des schottischen Nachnamens - sehr südamerikanisch anmutenden Wallefrisur, die dann im Lauf der Jahre zusehends länger und länger wurde und daüberhinaus auch immer mehr erblondete, um dann schließlich so schwarz wie die Nacht zu werden. Das geschah in Kombination mit einem sichtlich operierten Gesicht - die warmen, dunklen Augen konnte der Operatuer immerhin nicht verändern. Nochmals der schottische Name: Der ist wohl erheiratet, da sie tatsächlich von einer französischen Mama und einem libanesischen Papa abstammte. 



Beruflich hatte sie voll auf das Ausleben eines Helfersyndroms gesetzt. Etwas, vor dem ich immer den Hut vom mehr oder minder lichten Skalp ziehe: Sie arbeitete lange in der Beratung von Drogenabhängigen, war in der Therapie ebenso tätig wie als Betreuerin von Rückfall-Patienten. Auch widmete sie sich als Betreuerin Kindern mit emotionalen Entwicklungsstörungen. Darüberhinaus war sie eine erfahrene Personaltrainerin, die vielen anderen Leuten durch ihr Beispiel eine neue Ausrichtung des eigenen Lebens ermöglichte. Sie beschrieb sich selber als jemand, der viel gibt und der sich voll auf etwas konzentriert.

Schon von Kindesbeinen ein Outdoor-Fan, war sie zeitlebens immer rebellisch - und genau das sollte sie schließlich auch zum Bodybuilding führen.  Und befragt, wie die Leute auf sie reagieren, antwortete sie lächelnd: "Alle dreh'n sich rum!" 


Kein Wunder bei Oberschenkeln von 61 cm Umfang und Bizeps-Muskeln von 38 cm Umfang - was man erst so richtig in seiner Imposanz würdigt, wenn man das in Relation zu einer Körpergröße von gerade mal 1,55 Metern setzt. Und kein Wunder angesichts dessen, mit welcher aufreizenden Souveränität sie diese Muckis und ihre Kurven vorführte. Ich erinnere mich noch an ein - leider nicht mehr auffindbares - Video, auf dem sie mit einem Strohhut und in einem superengen Minikleid in einem speziell für sie angemischten Grünton eine Treppe herunterkommt - ich reagierte bei dem Anblick wie ein Fünfzehnjähriger ... 


Ja, sie war eine der ersten, die ihre erotischen Seiten im Web voll auslebte (vielleicht auch als Reaktion auf eine sehr strikte katholische Erziehung). "The Pec Panther" nannte sie sich da, abgeleitet davon, dass sie gern ihre beeindruckenden Brustmuskeln samt der darüber angebrachten Oberweite hüpfen ließ. Lynn McCrossin liebte es offensichtlich, auf den Fotos ihres Haus- und Hoffotografen Richard Creaturo und bei filmischen Anlässen so sexy wie möglich zu erscheinen. Oder in diversen Fetisch-Streifen, sei es in offen vorgeführter Zweisamkeit mit Männern, sei es mit Frauen.

Wobei sie aber aller demonstrativen, oft mehr als nur lasziven, mitunter durchaus leicht ordinären Offenherzigkeit zum Trotz auch klarmachte, dass sie  privat nicht dem Bild entspräche, das sich mancher gern von ihr mache: "Die meisten Leute glauben, ich schwinge mich von der Decke runter, eine Kerze in der Hand, und tröpfele Wachs auf meine Liebhaber. Ich hab's nie im Auto oder im Fahrstuhl getan. War nie ein Quickie-Mädchen. Quickies sind etwas für Typen, die dann bei ihren Kumpels damit angeben wollen. Ein echter Mann nimmt sich Zeit!"


Passend zu diesem durchaus romantischen Anspruch richtete sie ihre Wohnung in noblen Scottsdale (Arizona) stilbewusst mit Marmorböden, plüschigen Sitzmöbeln und viel exotischer Kunst aus aller Herren Länder ein. Sie liebte schöne Dinge, mochte gute Düfte, kochte gern,  hatte aber auch nichts gegen ein eiskaltes Bier an einem heißen Tag: "Ja, ich trinke dann aus der Flasche!"     

Jenseits all dessen beschreiben ihre Bekannten und Freunde sie als stürmisch-warmherzige Persönlichkeit, um die es in den vergangenen Jahren recht still geworden war. Man kann nun spekulieren, was der Grund war - Rückzug ins Private, erste Stufen einer Krankheit, der sie dann schließlich erlegen ist. Derzeit weiß ich es nicht (Nachtrag 20.6.15: Dem Vernehmen nach ist sie einem Krebsleiden erlegen). Es ist einfach schade, dass jemand so früh gehen muss, auch wenn niemand das ändern kann. Und da es nun mal nicht anders sein kann, erinnere ich mich einfach an ein besonderes Muskelmaedel, eins, das immer extrem sexy auf Bildern und in Filmen rüberkam und das - obwohl mir persönlich unbekannt - immer irgendwie richtig warmherzig vorkam. Und ein bisschen verloren dazu ...



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